Mein Handy läutet. 08:00 Uhr! Oh nein, ich habe verschlafen! Schnell ziehe ich mir eine schwarze Leggins und meinen weißen Lieblingspullover an. Snowboardhose und Jacke drüber, das brandneue Board unterm Arm und los geht’s. Mein kleiner Bruder Manuel und mein Papa warten schon bei der Talstation auf mich. Ein traumhafter Wintertag, die Landschaft so friedlich und rein in weiß gehüllt. Ein Sonntag. Der 3. Februar 2008.

Alles war wie immer. Wir fuhren eine Abfahrt. Die Pistenverhältnisse waren gut, das Wetter schön und wir genossen die gemeinsame Zeit. Und dann von einer Sekunde auf die andere war plötzlich alles anders. Bei der 2. Abfahrt verkantete sich mein Snowboard und ich flog durch die Luft. Wenn ich heute daran denke, erscheint mir alles wie in Zeitlupe. Ich sehe meine Arme vor meinem Gesicht, wie ich wie eine Kugel auf der Piste aufschlage. Genau auf den Nacken. Und dann war da nichts mehr. Leere. Als ob nur noch mein Kopf im Schnee liegen würde. Kein Empfinden. Keine Bewegung. Mein Papa kam mir gleich zu Hilfe. Die Panik in seinem Gesicht werde ich nie vergessen. Ich bat ihn, das Snowboard von meinen Beinen zu lösen und er sagte, dass er das schon längst gemacht habe. Er löste das Snowboard von meinen Beinen und ich spürte es nicht. Mir war klar, dass irgendetwas ganz Schlimmes passiert sein musste. Dann kamen auch schon die Bergretter. Diese alarmierten sofort den Notarzt und Hubschrauber. Anspannung war zu spüren. Die Wartezeit erschien mir wie eine Ewigkeit. Dann endlich das erlösende Geräusch der Rotorblätter. Papa legte mir eine Decke über das Gesicht, als der Hubschrauber landete. Ich spürte die feinen Schneekristalle auf meiner Haut. Dann wurde ich ins Krankenhaus St. Johann geflogen. Mein weißer Lieblingspullover wurde mir vom Körper geschnitten. Nach dem Röntgen sagte mir ein Arzt, dass etwas Schlimmes passiert war und es nicht gut aussehe. Als letztes kann ich mich noch daran erinnern, wie meine Eltern neben mir standen, beide so verzweifelt, voller Angst. Dann wollte ich nur noch schlafen, ich fühlte mich so unglaublich müde.

Die nächsten verschwommenen Erinnerungen habe ich an die Intensivstation in Innsbruck. Dort bin ich aufgewacht, neben all diesen so schwer verletzten Menschen und den vielen Maschinen mit den monotonen Geräuschen.

Dieser alles verändernde Tag ist nun schon über 8 Jahre her. Es ist unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Ich möchte euch in den nächsten Tagen hier auf meinem Blog einen kleinen Einblick geben, was sich seit dem 3. Februar 2008 alles in meinem Leben verändert hat, was die Diagnose Querschnittslähmung bedeutet und was es mit meinen Glückselefanten auf sich hat.

Alles Liebe,

Tina

Tina Hötzendorfer
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