Es dauert nicht mehr lange...
Oh wie ich mich freue, dich endlich kennenlernen zu dürfen, mein größter Schatz!
Seit nun schon 32 Wochen schlägt ein kleines Herz in meinem Bauch und von Minute zu Minute, von Tag zu Tag wächst die Liebe zu diesem unbegreiflichen Wunder ins Unermessliche.
Die letzten Monate waren oft nicht ganz so leicht. So eine Schwangerschaft kann anstrengend sein, nervenzehrend und kräfteraubend. Es verändert sich so unglaublich viel. Plötzlich hat man mitten in der Nacht das schier unstillbare Verlangen nach Honiggurken und im nächsten Moment fühlt es sich an, als könne man nie wieder Nahrung zu sich nehmen. Die Hormone fahren mit dir und deiner Stimmung Achterbahn und plötzlich schmerzen Stellen am Körper, die du nie zuvor gespürt hast. Man wird schwammig im Hirn und der Körper ein aufgedunsener Schwamm.
Und trotz alledem - es ist ein Wunder. So unbegreiflich, so schön, so voller Liebe.
Für mich ist diese Schwangerschaft und der Gedanke daran, bald Mutter zu werden, das größte Glück. Und es ist auch eine enorme Herausforderung den Flüssigkeitshaushalt meines Körpers aufrecht zu erhalten, ob der vielen Tränen, die ich fast täglich vergieße - Tränen der Glückseligkeit.
Lange Zeit habe ich meinen Kinderwunsch unterdrückt, ja fast erloschen. Aus vielen Gründen. Mitunter aber auch, weil ich zu viel Angst hatte. Eine hohe Querschnittslähmung zu haben, ist oft schon Herausforderung genug. Dazu noch eine Schwangerschaft - puh, da gab es immer viele Fragezeichen, Bedenken und Ängste in meinem Kopf. Dazu noch relativ wenig Erfahrungsberichte von anderen Frauen und eine generelle Skepsis in der Gesellschaft.
Nun bin ich in der 33. Schwangerschaftswoche und bis auf ein paar übliche Wehwehchen, Schwindelattacken und Honiggurkengelüste ist meine Babybauchzeit bis jetzt recht unproblematisch und ganz normal verlaufen.
Mein Körper macht das wunderbar! Ein großes Lob an dich an dieser Stelle!
Von Anfang an habe ich versucht, so gelassen wie möglich mit allem umzugehen. Das fiel mir natürlich mal leichter, mal schwerer. Nun sind es nur noch wenige Wochen bis zur Geburt. Es wird ein Kaiserschnitt. Und ich freue mich schon so wahnsinnig auf den kleinen Mann!
Mich erreichen viele Fragen über meine Schwangerschaft und darüber, wie ich mir das Mamasein vorstelle. Meinen Blog wollte ich ja dazu nutzen, um all diese Fragen zu beantworten, aufzuklären und vielleicht auch dazu, anderen Frauen Mut zu machen.
Nun sind die letzten Monate verflogen und ich habe es tatsächlich geschafft, nur einen Blogbeitrag zu veröffentlichen.
Aber es ist so wie es ist und nun nütze ich den heutigen Tag, um mich hier etwas ausgiebiger zu melden.
Eins ist mir aber an dieser Stelle sehr wichtig: Ja, ich möchte viele Erfahrungen teilen. Aber vieles bleibt auch privat. Ich möchte meine kleine Familie schützen und es gibt Themen, die mir zu persönlich erscheinen, um über sie öffentlich zu schreiben, zu sprechen oder sie zu teilen.
Hier nun noch ein paar Fragen und Themen zusammengefasst:
Alltag mit Querschnittslähmung und Schwangerschaft:
Wie bereits erwähnt, verläuft meine Schwangerschaft bisher ganz normal und komplikationslos. Einzig mit meinem Kreislauf und sehr niedrigem Blutdruck habe ich oft zu kämpfen. Und meine Blase ist sehr anfällig für Harnwegsinfekte, weshalb ich nun ein Dauerantibiotikum einnehme.
Natürlich wird der Alltag mit dem immer runder und größer werdenden Bauch zunehmend anstrengend. Ich brauche mehr Unterstützung bei sehr vielen Dingen, mein Essen landet regelmäßig auf meinem Pullover, statt im Mund (Die Entfernung zum Esstisch wird immer größer) und ich bin unglaublich tollpatschig geworden. Aber bis jetzt ist alles schaffbar und ich habe die beste Unterstützung überhaupt!
Ich arbeite auch noch fleißig, obwohl ich eigentlich schon seit Wochen im Mutterschutz sein wollte. Aber mir macht meine Arbeit einfach zu viel Spaß.
Ganz oft werde ich gefragt, ob ich die Kindsbewegungen spüren kann:
JA! Und wie! Da wohnt ein sehr aktives Kind in meinem Bauch und die Tritte, Drehungen und Boxstunden spüre ich und bin immer wieder fasziniert davon, was da drinnen alles passiert.
Ein Thema möchte ich vielleicht mal bei Gelegenheit ausgiebiger ansprechen und zwar sind das die Vorurteile, die es gibt. Mama mit Behinderung.
Da tauchen Fragen auf, wie ich mein Kind denn versorgen möchte, wenn ich selbst schon auf Unterstützung angewiesen bin. Ob es mich nicht traurig macht, dass ich vieles mit meinem Kind nicht werde machen können. Ob ich nicht Angst vor diesem und jenem habe. Dass ich mir da viel zumute. Dass es das Kind in der Schule sicher nicht leicht haben wird…
Die Vorurteile und teils Diskriminierungen, die mich ganz direkt erreichen, sind selten. Aber ich weiß, es gibt sie - sehr viele von ihnen.
Mein Kind, unser Kind, wird geliebt werden, von ganzem Herzen und das ist wohl das Allerwichtigste. Da steckt so viel Liebe und Zuversicht in mir drin und damit werden wir alles schaffen.
Last but not least das Thema rollstuhlgerechte Hilfsmittel:
Es gibt viele Möbel und Babyzubehör, die für Eltern im Rollstuhl entwickelt wurden. Man könnte da unglaublich viel Geld dafür ausgeben.
Ich habe mich dazu entschlossen, das Ganze auf mich zukommen zu lassen. Ich kann es noch nicht einschätzen, was wir wirklich brauchen, was ich alles alleine schaffen und wo ich Unterstützung benötigen werde. Einzig der Wickeltisch ist höhenverstellbar und unterfahrbar und somit für mich und und für stehende Wickler nutzbar.
Alles andere werden wir sehen und ich freue mich auf diese so spannende Reise. Außerdem bin ich ja nicht alleine. Da wartet ein liebevolles Umfeld, das sich unglaublich auf diesen kleinen Menschen freut und diese Reise mit mir und uns gemeinsam lebt.
Nun werde ich mich mal wieder einem Glas Honiggurken widmen und sende ganz viel Liebe, Zuversicht und Zusammenhalt in dieser etwas turbulenten Zeit, die wir hier alle gerade erleben.